Head of Trachtenpunk, Designerin, Trachtenschneiderin, Knopfmacherin, Kronenmacherin, Künstlerin
Jahrgang 1981, fränkisch-hessische Wurzeln, neubeheimatet in Bayerisch Schwaben
Meine Uroma trug mit der Marburger katholischen Tracht ihr Leben lang eine der letzten regionalen Kleidungsformen Deutschlands. Von ihr bekam ich die ersten originalen Trachtenstücke vererbt, die meine Begeisterung entfachten. Während des Volkskundestudiums lernte ich mit den "Kreeweibla" des Forchheimer Landes eine weitere damals noch lebendige Tracht kennen, die mich in ihrer Farbenfreude faszinierte. Der Horizont wurde noch größer durch meine Lehre zur Trachtenschneiderin bei der schwäbischen Trachtenberatungsstelle. Dort entdecke ich auch die Posamentenknöpfe und ihr buntes Potential. 2010 gründete ich das Label Trachtenpunk und 2015 die Posamentenknopf-Manufaktur. Seither fertige ich neben der Schneiderei auch Auftragsknöpfe, rekonstruiere historische Knopftechniken, verschicke Selbermacher-Zubehör und gebe mein Fachwissen in Kursen und Veröffentlichungen weiter.
Ob Knöpfe oder Trachten: mit meiner Arbeit schlage ich stets eine Brücke zwischen Tradition und Moderne. Dabei sind mir Nachhaltigkeit und Qualität wichtig. Ich liebe den Gedanken, Kleidung zu erschaffen, die einen lange begleiten kann, und gebe gerne auch Stoffen im Sinne des Upcycling ein zweites Leben. Meine Entwürfe sind inspiriert von historischen Kleidungsformen und Handwerkstechniken. So entsteht aus dem Alten etwas Neues - up to date, aber mit Wurzeln. Seit 2022 darf ich in diesem Sinne als "Gesicht Bayerisch Schwabens" und als Protagonistin für die Kampagne "Heimat braucht Menschen" des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, sowie seit 2023 auch als "Bayern-Botschafterin" für ein vielseitiges Bayern werben. 2024 erhielt ich den Kulturpreis des Landkreises Günzburg.
Es macht mir Spaß, mit Farben, Formen, Mustern und Materialien zu spielen. Unter den Mottos "Tracht's not dead" und "Meine Heimat ist bunt" setze ich dabei immer wieder auch auf die Zeichen-Funktion von Kleidung. Denn seit jeher trifft der Mensch Aussagen mit dem, was er trägt und kommuniziert darüber. So kann in einer Tracht, die von Tragen kommt, nach wie vor eine persönliche (nicht nur regionale) Heimat und Identität sichtbar werden. Sie kann darüber hinaus auch ein Bekenntnis darstellen - für eine vielfältige, offene, bunte Gesellschaft und eine Heimat, die Platz hat für die Welt!
Der von Hutsitz, Kappenkönig, Kronenschneider, Hobbyknopfler, Kalkulierer, Kantinenbeauftragter
Jahrgang 1979, bayerisch-schwäbisch geboren, im Kopf grenzenlos aufgewachsen
Mich interessiert das Selbermachen. Mit eigenen Händen etwas gestalten gibt einfach ein gutes Gefühl. Ich muss nicht in allem, was ich anpacke ein Profi werden, aber ich schnuppere gerne in vieles rein und entdecke dabei neue Welten. So hat mich Sandra auch leicht mit ihrer Trachtenbegeisterung anstecken können. Ich wollte wissen wie das geht mit dem Nähen und mit dem Knopfmachen und habe es mir von ihr beibringen lassen. Die Idee, traditionelle Techniken auch mal anders als gewöhnlich umzusetzen, trifft dabei voll meinen Nerv. Auch das bunte Treiben auf den Kunsthandwerkermärkten und in unseren Knopf-Kursen macht mir immer wieder Spaß und bringt Farbe in meinen Alltag.
Schon in jungen Jahren hatte ich ein Faible für eher merkwürdige Kleidungskombinationen. Zum Beispiel Skisocken in Verbindung mit Boxershorts oder Seemannsmützen mit
Cordanzügen. Als schließlich die Trachtenpunkerin in mein Leben kam, machte die vermeintlich verquere Kleiderwahl auf einmal immens Sinn. Aus den Boxershorts wurden Kniebundhosen und aus den
Seemannsmützen Feierabendkappen mit Regionalbezug. Die gehören inzwischen fest zu meiner Standard-Garderobe, am liebsten kombiniere ich sie voller Überzeugung zu Jeans und Kapuzenpulli oder zu
meiner Lederhose aus regionaler Produktion. Unter dem Namen vonHutsitz nähe ich die Kappen seit 2021 auch für Kundinnen und Kunden.
Ich freue mich darüber, wenn ich auch andere Menschen für meinen Kleidungsstil begeistern kann. Die Feierabendkappen (und seit 2024 auch mein neues Projekt, die Selbstwertkronen) bringen so viel gute Laune in den Tag und Abend! Ich liebe es, mit den wunderbaren Stoffen unserer Lieblingsweberei zu arbeiten und mir immer wieder neue Kopfkleider auszudenken und zu produzieren. Ob es an diesem "Endlich Feierabend!"-Gefühl liegt oder an der großen Stoffvielfalt - jedenfalls stelle ich an mir selbst fest, man kann nie genug Kappen haben. So kann ich nur jedem raten: „Schnapp dir die Kapp!“ und mach auch du dein Leben bunter!